Wenn Orpheus mit dem Sigismund Tango tanzt
Der Musikverein Frielingsdorf begeisterte vor vollem Lindlarer Kulturzentrum mit seinem Operettenprogramm, unterstützt durch das Oberbergische Kammerorchester aus Gummersbach.
In die schillernde Welt der musikalischen Fiktion wurde das Publikum entführt, dem eingangs von Moderator Harald Ammermann ein rauschendes Fest der Musik versprochen wurde: emotional, romantisch, feurig, frech und ein bisschen frivol. Alles das wurde eingehalten, und am Ende des Abends zeigten sich Gäste und Verantwortliche des MVF hochzufrieden.
Die erste Konzerthälfte stand dabei im Zeichen der Gäste, dem Oberbergischen Kammerorchester unter der Leitung von Stephan Kümmeler. Gekonnt wurden den Violinen, Bratschen, Celli und dem Kontrabass auch südamerikanische Klänge entlockt, die von den argentinischen Komponisten Piazzolla und Di Giusto geschrieben und in Lindlar einen angenehmen Kontrast zu den ansonsten eher typisch europäischen Tönen bildeten. Einer der Höhepunkt in diesem Programmteil war das gefühlvolle Klarinettensolo von MVF-Dirigent Rolf Faymonville beim Stück „Oblivion“, begleitet vom Kammerorchester. Zurück nach Europa wurde die Zuhörerschaft vom Kammerorchester zusammen mit einer Bläserauswahl des MVF mit Auszügen aus der „Fledermaus“ von Johann Strauß und dem „Allegro vivace“ von Jacques Offenbach genommen. Im fließenden Übergang zum zweiten Teil trat dann die Konzertmeisterin und ausgebildete Sopranistin des Kammerorchesters, Susanne Siller, ans Mikrofon und trug u.a. Auszüge aus dem „Weißen Rössl“ und „Der Zarewitsch“ vor.
Der zweite Konzertteil, gestaltet vom MVF unter der Leitung von Rolf Faymonville, stand ganz im Zeichen der „kleinen Schwester“ der Oper. Den Anfang machte die Operette „Orpheus in der Unterwelt“ von Offenbach, dessen daraus stammende weltbekannte Cancan-Melodie eines der höchsten Ohrwurmpotenziale des Abends hatte. Nach dem Potpourri „Zeit für Operette“ und der Ouvertüre zur „Leichten Kavallerie“ sorgten auch die MVF-eigenen Sängerinnen und Sänger für legendäre Auftritte. Posaunist und Tubist Dominic Rousseau begeisterte mit dem Couplet „Ja, das Schreiben und das Lesen“ als Schweinezüchter aus „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauß, unterstützt von einem kleinen Gummi-Schwein, das auf der Bühne für Grunzeffekte und im Publikum für Lacher sorgte. Bei „Im weißen Rössl“ weckten Nina Fahlenbreder und Jörg Warmuth Erinnerungen an die Operette und die filmische Musikkomödie mit Peter Alexander, bevor Susanne Siller und Dominic Rousseau mit „Porgy and Bess“ ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellten. Hier wurde klar, dass die bekannten Melodien aus dieser amerikanischen Volksoper heute mit Recht zu den Jazzstandards der Musikwelt gehören.
Nach frenetischem Jubel und stehenden Ovationen war das Publikum erst nach zwei Zugaben zum Verlassen des Kulturzentrums zu bewegen: gemeinsam mit dem Kammerorchester wurde „The Second Waltz“ von Dimitri Shostakovich gespielt, bevor alle Sängerinnen und Sänger gemeinsam mit allen Musizierenden erneut „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“ erklingen ließen, wobei auch das Publikum kräftig mitsang.
Auf allen Kanälen erreichten den MVF und seine Verantwortlichen viel Zuspruch und Lob für diesen außergewöhnlichen Konzertabend, der das Lindlarer Kulturangebot erweitert hat.